Spartacus Anhänger : Leben nach dem Sklavenkrieg

Der entlaufene Sklave der Thread-Fragestellung muss ja verdeckt durch ihm unbekannte Gebiete.
Schon klar, aber er könnte in so einer Räuberbande abwarten, bis sich die Lage beruhigt und nach ihm nicht mehr gesucht wird, und dann erst weiterziehen.
Naja, oder halt von irgendwelchen Räubern, denen man im Wald begegnet, abgestochen oder erneut versklavt zu werden. Ich mein, das waren nicht Robin Hood und seine Merry Men... ;)
Warum sollten sie einen entlaufenen und mittellosen Sklaven, der eine potentielle Verstärkung ihrer Bande darstellte, ermorden?

Siehe dazu auch den oben zitierten Satz:

Nicht wenige der "latrones", der Schurken, waren marodierende Ex-Militärs, die sich selbstständig machten oder gleich in Banden mitmischten, die sich aus Armen, Ausgestoßenen, entflohenen Sklaven rekrutierten.
 
Schon klar, aber er könnte in so einer Räuberbande abwarten, bis sich die Lage beruhigt und nach ihm nicht mehr gesucht wird, und dann erst weiterziehen.
Ich denke nicht, dass man einfach mal so zu ner Räuberbande gehen kann um sich dort anzuschließen.

Analog dazu kann man auch nicht einfach in ne Teestube vom Abou Chaker Clan gehen um dort mitzumachen.
 
Nicht? Na, wie du meinst. Andere sehen das anders. Dazu siehe bitte auch diesen Artikel, der für Reallexikon für Antike und Christentum geschrieben wurde: Art. "Räuber" in Reallexikon für Antike und Christentum (forthcoming)
Ich bitte um Zitat oder Benennung der Textstellen, aus denen Du folgerst, dass ein entlaufender Sklave ohne Kontakte sich Räubern anschliessen konnte.

Ich lese da das Gegenteil raus: Wer sich der Räuberei anschliessen wollte, brauchte Kontakte:
"Ein Netzwerk an Eingeweihten machte also
bandenmäßigen Raub erst möglich."



Du bist in der Beweispflicht für deine Theorie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch das funktioniert nach der von dir selbst geposteten Quelle nicht:
Schon klar, aber er könnte in so einer Räuberbande abwarten, bis sich die Lage beruhigt und nach ihm nicht mehr gesucht wird, und dann erst weiterziehen.
Denn dort heisst es, dass Räuber in der Regel Teilzeiträuber waren. Verarmte "normale" Arbeitende, die gelegentlich einen Raubzug unternahmen, ohne dass es Nachbarn oder sogar die eigene Frau wusste.
Die machten ihren Raubzug und waren ein paar Tage später wieder zurück in ihrem bürgerlichen Leben.

"Das Bild von den glücklichen Räubern im Wald, die gemeinsam ihre Erfolge feiern, ist ein bürgerlicher Mythos(...)"


Das passt doch alles nicht mit dem entlaufenden Sklaven, der monate-bis jahrelang in ner Räuberbande untertaucht.

Nicht wenige der "latrones", der Schurken, waren marodierende Ex-Militärs, die sich selbstständig machten oder gleich in Banden mitmischten, die sich aus Armen, Ausgestoßenen, entflohenen Sklaven rekrutierten.
Das Zitat passt natürlich schon zu einer dauerhaft im Untergrund lebenden Räuberbande. Aber auch hier ist von vorherigem Kontakt untereinander auszugehen.

Der fiktive flüchtige Sklave der Threadfragestellung läuft -so wie ich das verstehe- ohne Kontakte durch die Landschaft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum sollten sie einen entlaufenen und mittellosen Sklaven, der eine potentielle Verstärkung ihrer Bande darstellte, ermorden?
Weil sie ihm nicht trauen? Weil sie Spaß dran haben? Weil sie sich was davon versprechen, ihn auszuliefern? (Denjenigen, die die Belohnung auszahlen, müssen ja nicht wissen, dass es Räuber sind)

Und selbst, wenn sie ihn dulden: Wer sagt, dass sie ihn später einfach wieder laufen lassen; einen Mitwisser, jemand, der sie überführen könnte. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen, wie man sagt. Und die Römer kannten viel unangenehmere Sachen als einfach hängen...

Wie gesagt, Vabanquespiel. Kann gutgehen, aber sich drauf zu verlassen wär doch sehr blauäugig. Dabei sind ja Sklaven entlaufen, und haben sich auf dieses Vanaquespiel eingelassen. Ich befürchte nur, für genug gings eben schief, um das Urteil "risky, at least" zu rechtfertigen... ;)
 
Zitat aus dem oben verlinkten Text "Räuber":

Die Vagierenden gliedern sich wiederum in Untergruppen nach dem Grad ihrer Entwurzelung. So unterscheidet man etwa zeitweise von permanent Vagierenden. Diese dauerhaft Entwurzelten, wie etwa flüchtige Sklaven oder Deserteure, bildeten den zahlenmäßig geringsten, aber harten Kern von bandenmäßig agierenden Räubern. Der Übergang von den temporär vagierenden zu den teilintegrierten Randgruppen, die oftmals noch seßhaft waren, war fließend. Diese Grauzone zwischen den noch seßhaften und den bereits mobilen Außenseitern bildete das wichtigste Rekrutierungsreservoir für Räuber.

Was also spricht dagegen, dass sich ein entlaufender Sklave erstmal einer lokalen Bande anschließt, die im harten Kern in der Regel auch aus entlaufenden Sklaven besteht, die er möglicherweise von früher kannte? Nichts.

Damit verabschiede ich mich aus diesem Faden.
 
Freilich ohne Brandzeichen oder andere Sklavereimarkierungen (Tätowierungen oder so)

Sklavereimarkierungen dürften die Ausnahme gewesen sein. Es soll einmal der Versuch gemacht worden sein, eine solche einzuführen, doch ist man sehr schnell davon wieder abgekommen:

Seneca:
Dicta est aliquando a senatu sententia ,ut servos a liberis cultus distingueret; deinde apparuit, quantum periculum immineret, si servi nostri numerare nos coepissent. ("Irgendwann wurde im Senat beschlossen, die Sklaven von den Freien durch die Kleidung zu unterscheiden; dann zeigte sich aber, welche Gefahr drohen würde, wenn die Sklaven anfangen würden, uns zu zählen.")
 
Sklavereimarkierungen dürften die Ausnahme gewesen sein.

Markiert wurden anscheinend die Sklaven, die zum Tod in der Arena oder zur Arbeit in den Bergwerken (die auch kaum jemand überlebt hat) verurteilt wurden. (Sueton, Caligula: "multos honesti ordinis deformatos prius stigmatum notis ad metalla et munitiones uiarum aut ad bestias condemnauit" De vita Caesarum libri VIII/Vita Gai - Wikisource ). "Stigmatum notis" wird in einigen Übersetzungen mit "gebrandmarkt" übersetzt, vermutlich ist damit aber eher die Tätowierung gemeint. Markierungen werden auch in einem Gesetz Konstantins erwähnt, hier sind es die zum Gladiatorendasein oder zur Bergwerksarbeit Verurteilten; demnach sollen die Markierungen nicht im Gesicht, sondern auf den Händen oder Unterschenkeln angebracht werden: "Si quis in ludum fuerit vel in metallum pro criminum deprehensorum qualitate damnatus, minime in eius facie scribatur, dum et in manibus et in suris possit poena damnationis una scriptione comprehendi, quo facies, quae ad similitudinem pulchritudinis caelestis est figurata, minime maculetur." (Imperatoris Theodosii codex : Liber 9 ( Koptev ) )

Und dann noch Sklaven, die schon einmal abgehauen waren und wieder eingefangen wurden. Aber so ein Sklave war dann natürlich viel weniger wert. Ein bürgerlicher Sklavenbesitzer wäre bekloppt gewesen, wenn er seine Sklaven vorsorglich markiert hätte.
 
Ich bin darauf gestoßen, dass es bei den gewerbsmäßigen Sklavenfängern (fugitivarii) folgendes Geschäftsmodell gab:

Der Herr eines entlaufenen Sklaven verkauft den Sklaven für einen geringen Preis an den fugitivarius. Wenn dieser den Sklaven findet, darf er ihn behalten und kann ihn gewinnbringend verkaufen. Findet er ihn nicht, dann hat er den Kaufpreis in den Sand gesetzt. Funktioniert haben kann das Modell nur, wenn die "Fangquote" so ausfiel, dass sich für die fugitivarii diese Investition unterm Strich lohnte.

Allerdings scheint sich auch eine missbräuchliche Variante dieses Geschäftsmodells etabliert zu haben: Wenn der entlaufene Sklave genug Geld gespart (oder mitgehen lassen) hatte, erstattete er dem fugitivarius die Kaufsumme, legte einen kleinen Zuschlag drauf und war fortan frei. Und der fugitivarius hatte, ohne einen Finger zu rühren, einen kleinen Gewinn gemacht. Das scheint so gut funktioniert zu haben, dass der Verkauf entlaufener Sklaven bzw. die Freilassung von Sklaven, die von einem fugitivarius gekauft wurden, gesetzlich eingeschränkt wurde.
 
Leider habe ich das entsprechende Buch in meiner anderen Wohnung. Das Buch ist ein Fachbuch über antike Sklaverei. Im Gedächtnis geblieben ist das Zitat aus einem antiken Text, wonach Sklaven auf die Stirn tätowiert wurde "Ich bin ein entlaufener Sklave". Das wurde nicht bei jeden Sklaven gemacht. Die Römer unterschieden zwischen den "hausgeborenen Sklaven", denen deutlich mehr Loyalität unterstellt wurde und "gekauften Menschen". War eine Person aus der letzteren Gruppe renitent, konnte ihm vorbeugend eine solche Tätowierung angetan werden. Auf jeden Fall war man mit solch einer Tätowierung schon mal in seinen Fluchtmöglichkeiten stark eingeschränkt.

Viele weibliche Sklaven wurden als Prostituierte eingesetzt. Da wäre es finanziell nachteilig gewesen, diesen Mädchen und Frauen Texte auf das Gesicht zu tätowieren.
 
Die von @Sepiola angesprochenen Geschäftsmodelle gewerbsmäßiger Sklavenfänger und freiheitssuchender Sklaven sowie staatliche Regulierungen dieser Praktiken fußen möglicherweise auf folgender Publikation (ab S. 183):
Die fußt wiederum auf David Daube, Slave Catching, in: Collected Studies in Rioman Law, Frankfurt/Main 1991 (ursprünglich erschienen in: Juridical Review 64, Edinburgh 1952). Daube rekonstruiert die Geschäftsmodelle aus dem Wortlaut verschiedener Gesetze, die bezweckten, solchen Missbräuchen einen Riegel vorzuschieben.
 
Es gab keine Fotos, Phantombilder, Steckbriefe oder Fahnungslisten, die eine gezielte Suche ermöglicht hätten
Fotos und Phantombilder gab es nicht, Steckbriefe mit detaillierten Personenbeschreibungen hingegen sehr wohl. Einen Steckbrief zitiert Peter Müller, Der Brief an Philemon, Göttingen 2011, S. 62f.:

"Am 16. Epeiph. des 25. Jahres ist ein Sklave des Gesandten Aristogenes, des Sohnes des Chrysippis, aus Alabanda, in Alexandrien entlaufen, dessen Name Hermon ist, auch Neilos genannt, von der Herkunft aus Bambyke, ca. 18 Jahre alt, von Statur mittelgroß, bartlos, mit festen Waden, einem Grübchen am Kinn, einem Mal links neben der Nase, einer Narbe über dem linken Mundwinkel, auf dem rechten Handgelenk mit zwei nichtgriechischen Buchstaben gezeichnet; mit sich führend 3 Minenstücke in Gold, 10 Perlen, einen eisernen (Hals-)Ring, auf welchem ein Ölfläschchen und Schabeisen (abgebildet sind), und um den Leib ein Unterkleid und einen Schurz. Wer diesen zurückbringt, wird 2 (3) Kupfertalente erhalten, wer ihn in einem Heiligtum nachweist 1 (2) Talente, bei einem zahlungskräftigen und belangbaren Mann 3 (5) Talente. Wer will, soll Anzeige bei den Untergebenen des Strategen erstatten. Ferner ist da der mit ihm entlaufene Bion, Sklave des Kallikrates, eines der Archihypereten bei Hofe, von kleiner Statur, breit in den Schultern, mit kräftigen Waden, helläugig, der mit einem Umhang und einem Sklavenmantel, einer Frauenbüchse im Wert von 6 Talenten und 5000 Kupferdrachmen entflohen ist. Wer ihn beibringt, wird ebensoviel erhalten wie für den Obengenannten. Anzeige soll auch seinetwegen bei den Untergebenen des Strategen erstattet werden.“
 
@Sepiola was ist die "Frauenbüchse", welche der entflohene Bion neben den 5000 Kupferdrachmen entwendet hat?

Wenn man das so genau wüsste... σεβίτιον γυναικεῖον steht im Text.
Zum Wort σεβίτιον heißt es hier: "Vielleicht Diminutiv von σέβις"
Und das wäre wiederum ein Synonym zu pyxis (Büchse): σέβις - Ancient Greek (LSJ)
 
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