Das katalanische Referendum 2017, Gründe und historisierende Narrative

Auf deine sonstigen Einlassungen ad Hominem muss ich glaube ich nicht eingehen.
Entschuldige, aber ich bin nicht derjenige, der hier ist aus einer ideologischen Warte heraus diskutiert. Allenfalls aus der ideologischen Warte, dass Geschichte nicht als politisches Argument missbraucht werden soll.
 
Dass die katalanische Unabhängigkeitsbewegung nur Folklore sein, ein nettes Stück "spanischer" (!) Geschichte, irgendetwas putziges zwischen Tortilla und Flamenco, ist natürlich keine Ideologie. Ebensowenig wie die Behauptung, dass sie vor der Jetztzeit gar nicht existierte. Oder das ermüdende Runterbeten spanischer Positionen.
Franco ist tot? Die Diskussionen um das Valle de los Caidos sagen etwas anderes. Zudem geht es in diesem Forum um Geschichte.
Und ja, Geschichte soll nicht als Argument missbraucht werden. Zumindest nach Ansicht der Machthaber, wenn ihnen die geschichtlichen Tatsachen nicht in den Kram passen. Dann möge eben jene Geschichte doch bitte außen vor bleiben.
 
Ja, seit dem 20.11.1975.
Seit 1978 hat Spanien eine demokratische Verfassung, seitdem ist Katalanisch eine kooffizielle Sprache. Seitdem gibt es die Autonomien mit z.T. erheblichen Sonderrecht.
Franco ist tot? Die Diskussionen um das Valle de los Caidos sagen etwas anderes.
Franco ist bereits vor einigen Jahren exhumiert und umgebettet worden.

Was du hier machst, ist nebenbei eine Wiederholung des Narrativs der katalanischen Independentisten und in der Struktur das gleiche, wie der historische Narrativ der DDR über die jüngere deutsche Geschichte.
Die Independentisten argumentieren für die Unabhängigkeit, der spanische Zentralstaat sei faschistisch. Und die Katalanen sind natürlich die Opfer des spanischen Faschismus und haben Widerstandstradition (die katalanischen Funktionäre der Regimes von Primo de Rivera oder Franco werden dann mal schnell unter den Tisch gekehrt).
Genauso hat man's in der DDR auch erzählt, hat einen "antifaschistischen Schutzwall" damit begründet, dass die Faschisten alle im Westen wären und hat Braunbücher herausgegeben, um zu zeigen, wer im Westen alles eine nationalsozialistische Vergangenheit hatte - durchaus berechtigt, aber mit einem hohen Maß an Doppelmoral, denn im eigenen Apparat hat man hier und dort mal ein Auge zugedrückt.
Der spanische Staat nach 1978 ist in etwa genauso faschistisch wie die BRD nach 1949.
Nun will ich nicht so verstanden sein, dass ich die katalanischen Independentisten mit den verbrecherischen Regierungen der DDR vor 1989 gleichsetzte, aber die Argumentationsmuster derer sich beide bedienen, die sind dieselben.
 
Ebensowenig wie die Behauptung, dass sie vor der Jetztzeit gar nicht existierte.
Pierre Vilar - das war ein marxistischer französischer Historiker, Ehrendoktor der Universität Barcelona, Inhaber der Medalla d'Or de la Generalitat de Cataluya, Mitglied der Real Academia de Buenas Letras de Barcelona und des Instituto de Estudios Catalanes - hat darauf hingewiesen, dass der katalanische Independentismus zunächst im 19. Jhdt. in bourgeoisen Kreisen aufkam, und erst nach dem Verlust der letzten amerikanischen Kolonien 1898 in der katalanischen Bourgeosie Anhänger fand. Ein linker Independentismus ist die Reaktion auf die Diktaturen des 20. Jahrhunderts und der ist nun mal - das muss man so sagen - von der Argumentation her bei Al Vent stehen geblieben. (Der Komponist von Al Vent, der Hymne der katalanischen Opposition der späten Franco-Zeit, ist nebenbei auch Gegner des Independentismus). Der Independentismus ist und bleibt ein junges Phänomen, welches seine Wurzeln in der Bourgeoisie des 19. Jhdts. und in der Unterdrückung durch Franco und Opposition dagegen hat, und aus letzterem, die letzten 45 Jahre ignorierend, einen Gutteil seiner Argumentation speist.
 
Franco ist bereits vor einigen Jahren exhumiert und umgebettet worden.
Und die große Aufregung, langwierigen Gerichtsverfahren und politischen Diskussionen dazu hast du sicherlich mitbekommen, also tu nicht so scheinheilig.

Was du hier machst, ist nebenbei eine Wiederholung des Narrativs der katalanischen Independentisten und in der Struktur das gleiche, wie der historische Narrativ der DDR über die jüngere deutsche Geschichte.
(...)
Nun will ich nicht so verstanden sein, dass ich die katalanischen Independentisten mit den verbrecherischen Regierungen der DDR vor 1989 gleichsetzte, aber ...
Ganz große Diskussionskultur, wie oben der Versuch, Puigdemont in die Nähe von Korruption zu schieben.

Übrigens will ich nicht so verstanden sein, dass ich die Spanier mit Kolonialisten gleichsetze, aber....
 
Argumentationstrukturen sind Argumentationsstrukturen. Da du nach wie vor Spanien in die Nähe des Faschismus rückst, dich also entsprechender Argumentationsstrukturen bedienst wie Sudel-Ede, musst du dir das vorwerfen lassen, dass du dich dieser bedienst.

Zu Pierre Vilar oder Raimon höre ich nichts von dir.
 
Franco ist tot? Die Diskussionen um das Valle de los Caidos sagen etwas anderes.
Und die große Aufregung, langwierigen Gerichtsverfahren und politischen Diskussionen dazu hast du sicherlich mitbekommen, also tu nicht so scheinheilig.

Mit Verlaub, da versteigst du dich meiner Meinung nach in etwas.

Die Hinterlassenschaften des Franco-Regimes in Spanien sind einmal da und das erfordert, dass man sich damit irgendwie auseinander setzt und diese Auseinandersetzung findet offensichtlich statt.
Das die Thematik der Nutzung bzw., der Gestaltung, des Gedenkens dabei kontrovers verläuft und Anlass für den einen oder anderen Rechtsstreit gibt, liegt in der Natur der Sache.

Zumal hier auch die Geschichte des Franco-Regimes, bzw. dessen Ende selbst natürlich eine Rolle spielt.

Dieses Regime, ist ja nicht in irgendeinem Gewaltakt, einer inneren oder äußeren Auseinandersetzung zerstört worden, sondern wurde nach Francos Tod, letztendlich unter Mitwirkung ehmaliger Funktionäre des Regimes abgewickelt.
Das das einigermaßenn friedlich vonstatten gehen konnte, verlangte einige politische Kompromisse. Dazu gehörte, dass der sukzessive erfolgende und notwendige Machtverzicht der franquistischen Eliten für diese nur dann akzeptabel sein konnte, wenn man ihnen garantierte, dass man sie für ihre Rolle während des Regimes nicht nachträglich belangen würde und das widerrum setzte vorraus, die Auseinandersetzung um die Vergangenheit ein Stück weit einzufrieren.

Das war eben der Preis dafür, das Regime und seine Praktiken auf diese Weise abzuwickeln.

Einige Jahrzehhnte danach sind diese Kompromisse natürlich überholt und dann ist nicht vermeidbar, dass die Auseinandersetzung um die Vergangenheit, die unter anderen Umständen früher stattgefunden hätte, nachgeholt werden musste/muss.


Alledings aus diesem Umstand schließen zu wollen, dass der Geist des Franquismus in Spanien mehr oder minder allgegenwärtig und besonders wirkmächtig sei, weil sich diese Auseinandersetzug eben erst in jüngerer Zeit vollzieht, ist meines Erachtens ein Fehlschluss.

Ah ja, "natürlich" willst du nicht Katalonien mit der DDR vergleichen, ABER....
.......... hat er nicht geschrieben.

Er hat klargestellt, dass er mit dem Vergleich der Argumentationsstrukturen zwischen den katalanischen Independisten und dem öffentlich vermittelten Geschichtsbild in der DDR keine Gleichsetzung zwischen den Independisten und dem DDR-Regime und seinen verbrecherischen Praktiken anstrebt.
Was als reiner Hinweis vollkommen legitim ist.
 
Ah ja, "natürlich" willst du nicht Katalonien mit der DDR vergleichen, ABER....
Du hattest gestern gefordert, ich solle nicht ad hominem argumentieren (ich sehe nicht, dass ich das getan hätte, aber gut). Nun dann sei doch bitte selbst so fair und verzerre nicht andauernd meine Argumente, das machst du nämlich seit Anfang der Diskussion, in die du wahrheitswidrig damit einstiegst, ich wolle den Katalanen ihre Sprache verbieten. Mitnichten.

Du hast sehr gut verstanden, dass ich über Argumentationsstrukturen rede. Wenn separatistische Katalanen alle, welche gegen den Separatismus und für eine Einheit Spaniens eintreten, als Faschisten brandmarken und Zentralspanien als faschistisch darstellen, dann ist das
1. falsch
und
2. eine Verharmlosung des Faschismus.
Du schließt dich leider dieser falschen und den Faschismus verhamrlosenden Argumentation an (auch wenn letzteres sicher nicht dein Ziel ist).

Sprich: Wenn katalanische Separatisten die Separation 2017 ff im spanischen Faschismus begründet sehen, dann ist das derselbe Narrativ, wie ihn die DDR gegenüber der Bndesrepublik verwendet hat.

Nehmen wir das Thema Korruption. Ich hatte darauf hingewiesen, dass die katalanischen Independentisten die Korruption in Spanien - etwa den prominenten Caso Gürtel - als Argument fü die Separation heranzogen. Ich hatte dieses Argument als wohlfeil bezeichnet, da nunmal Jordi Pujol, der Ziehvater der katalanischen Separatisten selber einer der korruptesten spanischen Politiker war/ist. Deine Reaktion? Ich rücke Puigdemont in die Nähe von Korruption. Mitnichten. Genau wie oben geht es mir um die wohlfeile Argumentation. Es geht mir eigentlich die ganze Zeit nur in die Argumentation und in der Hauptsache um die Verdrehung historischer Tatsachen zum Argument für die Separation.

Die Kritik am spanischen Franco-Kult nennst du also Argumentation a la Schnitzler?
Dann solltest du dich selbst einmal hinterfragen, wie du dazu stehst.
Auch hier wieder: Du unterschiebst mir Dinge, die ich nicht geschrieben habe.
In Dtld. würden derzeit etwa 18 % der Leute die faschistische AfD wählen. Ist Dtld. deswegen faschistisch? Die faschistische VOX kam letztes Jahr auf 12,38 % (sie verdankt ihre Stärke im Übrigen den Ereignissen 2017 und allem, was damit zusammenhängt).

Was der Deutschlandfunk da schreibt/gesendet hat, ist alles korrekt.

Weißt du Stilicho, mir einerseits ad hominem vorzuwerfen, aber selber mir die ganze Zeit Dinge unterzuschieben, die ich überhaupt nicht geschrieben habe, mir vorzuwerfen, dass ich spanische Historiker, die ideologisch seien, zitiere, während du selber aus dem ausdrücklich linksparteinahen Neuem Deutschland zitierst, das ist ein bisschen komisch. Und nochmal: Du kannst von mir aus sehr gerne aus der ND zitieren. Aber dann solltest du dir unbekannte Historiker nicht, nur weil sie nichtkatalanische Spanier sind, als ideologisch vebrannt zu diskreditieren versuchen.
 
Da du nach wie vor Spanien in die Nähe des Faschismus rückst, dich also entsprechender Argumentationsstrukturen bedienst wie Sudel-Ede, musst du dir das vorwerfen lassen, dass du dich dieser bedienst.

Im ganzen Thread kann ich nichts finden, wo ich Spanien als faschistisch bezeichnet hätte. Ich habe einen problematischen Umgang Spaniens mit seinem francistischen Erbe festgestellt, was objektiv belegt ist.

Aber wir unterstellen ja gerne.

Auf deine falschen Angaben zu Karl VI. wolltest du noch eingehen? Oder auf die Katalanische Republik 1873? Wenigstens 1931 oder 1934?
Nein? Schade.

Es ist eben eine sehr selektive Diskussion, wenn du mit spanischen Humoristen und anderen "Historikern" kommst und anderen eine Argumentation a la Schnitzler unterstellst.
Eine "Argumentationsstruktur", die der DLF oder Spanienexperten wie Rainer Wandler (Zeit, TAZ [oh, ist die TAZ zu links??]) allerdings teilen.
 
Im ganzen Thread kann ich nichts finden, wo ich Spanien als faschistisch bezeichnet hätte. Ich habe einen problematischen Umgang Spaniens mit seinem francistischen Erbe festgestellt, was objektiv belegt ist.

Aber wir unterstellen ja gerne.
Sollte ich tatsächlich etwas unterstellt haben, dann tut es mir wirklich leid.
Die erste Unterstellung in diesem Thread kam aber definitiv von dir. Nämlich, ich wolle den Katalenen ihre Sprache verbieten. ch hätte keine Ahnung von spanischer Geschichte etc. (Ersteres ist definitiv falsch, zweiteres mag ja sein, ist halt eine Bewertungsfrage. )

Auf deine falschen Angaben zu Karl VI. wolltest du noch eingehen?
Welche falschen Angaben?

Es ist eben eine sehr selektive Diskussion, wenn du mit spanischen Humoristen und anderen "Historikern" kommst und anderen eine Argumentation a la Schnitzler unterstellst.
Warum setzt du "Historiker" an Anführungszeichen? Die Leute, die ich zitiert habe, haben alle einen Abschluss in Geschichte, sind teilweise Lehrstuhlinhaber an spanischen und französischen Universitäten (gewesen). Willst du dich ernstlich dahin versteigen, ihnen ihre Expertise absprechen?
Auch die Autoren der Historias absurdas (Historia absurda de España und Historia absurda de Cataluña) sind Historiker. Dass du seit neuestem ein Problem mit Ironie und Humor hast - was ich von dir bisher nicht kannte - ändert nichts daran, dass sie Historiker sind. Ohne Anführungszeichen.

Eine "Argumentationsstruktur", die der DLF oder Spanienexperten wie Rainer Wandler (Zeit, TAZ [oh, ist die TAZ zu links??]) allerdings teilen.
Auch hier: falsch! Es geht nicht um die politische Ausrichtung, sondern darum, dass du dir unbekannte Historiker, übe deren vermeintliche politische Ausrichtung du dir ein Urteil erlaubst als ideologisch verbrannt brandmarkst, gleichzeitig aber dezidiert ideologische Autoren heranziehst.
 
Ich schreibe gerade einen Beitrag zur katalanischen Republik 1873, da ich aber keine Zeit habe, für's erste nur so viel:
Die katalanische Republik 1873 ist so zu verstehen, wie der Freistaats Bayern, der der Freistaats Sachsen oder die Freie Hansestadt Hamburg in der Bundesrepublik Deutschland.
Wie gesagt, später mehr dazu.
 
Welche falschen Angaben?

Ok, das trifft dann eher meinen Humor.

Auch hier: falsch! Es geht nicht um die politische Ausrichtung, sondern darum, dass du dir unbekannte Historiker, übe deren vermeintliche politische Ausrichtung du dir ein Urteil erlaubst als ideologisch verbrannt brandmarkst, gleichzeitig aber dezidiert ideologische Autoren heranziehst.

"Dezidiert ideologische Autoren"? Ralf Streck gehört sicherlich zum linken Spektrum. Er veröffentlicht allerdings in etlichen Zeitungen und Online-Medien, AUCH im ND. Er schreibt auch für dezidiert linksradikale Organisationen wie ver.di.
Dass du ihn als "dezidiert ideologisch" bezeichnest ....na ja...
 
Nur noch mal zu Erinnerung worüber wir hier reden: Wir reden über ein illegales Referendum, dass eine katalanisch-separatistische Regierung, die nicht über die absolute Mehrheit der Wähler verfügte (47,7 %) auf den Weg brachte. An dem Referendum haben 33 % der Wahlberechtigten teilgenommen. Von diesen 33 % haben 88 % für die Separation gestimmt. Allerdings sahen die Gegner der Separation das Referendum als illegal an, weswegen Gegner der Separation das Referendum eher boykottierten (aber offensichtlich nicht in toto, da ja nur 88 % derjenigen, die hingingen für die Separation stimmten). Zum Vergleich: Zu den Wahlen des Regionalparlaments gingen 2015 74 % und 2017, in der stärker emotionalisierten Wahl sogar 79 %, am Referendum nahmen nur 33 % teil.

Nach dem Referendum hat die spanische Regierung ihre Macht durchgesetzt und zwar auf dem denkbar schlechtesten Weg: massive Polizeikräfte und Entmachtung des katalanischen Regionalparlaments. Bei den Neuwahlen (Wahlbeteiligung 79 %)veränderte sich aber gegenüber dem Status quo ante nichts. Die separatistischen Parteien hatten auch nach der erneuten Parlamentswahl 48 % der Stimmen erlangt, wie zwei Jahre zuvor.

Im Übrigen: bei den Plebisziten zur Annahme der spanischen Verfassung 1978 (Zustimmung Gesamtspanien 88 %) hatte Katalonien mit 90 % der Verfassung zugestimmt.
 
Nur noch mal zu Erinnerung worüber wir hier reden: (...)
Nach dem Referendum hat die spanische Regierung ihre Macht durchgesetzt und zwar auf dem denkbar schlechtesten Weg: massive Polizeikräfte und Entmachtung des katalanischen Regionalparlaments.

Nochmal zur Erinnerung, worüber wir hier reden: Während des Referendums hat die spanische Regierung ihre Macht durchgesetzt und während des Urnengangs friedliche Wähler massiv angegriffen und verprügelt. Was selbstverständlich auch massive Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung hatte.

Und wieder verweigerst du dich einer argumentativen Auseinandersetzung.

Ich hatte dich mehrfach bereits aufgefordert, deine Angaben z.B. zu Karl VI. zu korrigieren. Auch auf andere Punkte bist du trotz mehrfacher Nachfrage nicht mehr eingegangen. Wer verweigert sich hier?
 
Ich hatte dich mehrfach bereits aufgefordert, deine Angaben z.B. zu Karl VI. zu korrigieren. Auch auf andere Punkte bist du trotz mehrfacher Nachfrage nicht mehr eingegangen. Wer verweigert sich hier?
Ich habe meine Darstellung niedergeschrieben und nachträglich mit der Hª absurda de España noch mal refundiert. Du hast dich bisher noch nicht zu dazu herabgelassen zu schreiben, was denn falsch daran sei. Wie du ja feststelltest, habe ich ja keine Ahnung von Geschichte. So hilf mir doch, was falsch war.
 
Reporters sans Frontières (Reporter ohne Grenzen) über Gewalt gegen Journalisten:
 
Ich fürchte, hier hat sich ein Circulus vitiosus eingenistet:

Nur noch mal zu Erinnerung worüber wir hier reden: Wir reden über ein illegales Referendum, dass eine katalanisch-separatistische Regierung, die nicht über die absolute Mehrheit der Wähler verfügte (47,7 %) auf den Weg brachte. An dem Referendum haben 33 % der Wahlberechtigten teilgenommen. Von diesen 33 % haben 88 % für die Separation gestimmt. Allerdings sahen die Gegner der Separation das Referendum als illegal an, weswegen Gegner der Separation das Referendum eher boykottierten (aber offensichtlich nicht in toto, da ja nur 88 % derjenigen, die hingingen für die Separation stimmten).
Nochmal zur Erinnerung, worüber wir hier reden: Während des Referendums hat die spanische Regierung ihre Macht durchgesetzt und während des Urnengangs friedliche Wähler massiv angegriffen und verprügelt. Was selbstverständlich auch massive Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung hatte.

...und es scheint mir so, als ob diese Fronten so verhärtet sind, dass die Kommunikation eingefroren ist... geklärt wird das wohl nicht, indem man sich gegenseitig irgendwelche irrelevanten Karl der VI. Angelegenheiten vorhält.
 
Zuletzt bearbeitet:
@dekumatland

Die Fronten sind deswegen verhärtet, weil Stilicho mich für einen Gegner der katalanischen Separatisten hält, wohingegen er offenbar ein glühender Befürworter ist. Ich stehe tatsächlich in der Frage der katalanischen Separation dieser indifferent bis sachte skeptisch gegenüber.
Was ich aber überhaupt nicht leiden kann, ist der Missbrauch von historischen Narrativen. Und dass so getan wird, als sei Spanien ein faschistischer Staat.
Gegen diesen Missbrauch habe ich mich gewendet. Mit dem Ergebnis, dass ich nun andauernd die Regierung Rajoy rechtfertigen soll, was mir persönlich fern liegt.

(Stilicho schreibt zwar, er habe nie geschrieben, dass Spanien ein faschistischer Staat sei, betreibt aber mit seinen Verweisen auf den schwierigen Umgang mit Franco („Ist Franco wirklich tot?“ „Hast du die Diskussion ums Valle de los Caídos nicht mitbekommen“?) natürlich entsprechendes Dog Whistling. Und dass Spanier per se wegen unterstellter ideologischer Voreingenommenheit als Gewährsleute nicht gelten, aber Mitarbeiter des Neuen Deutschland schon, geht natürlich in die gleiche Richtung. Er ignoriert ja auch, dass es mir im Grunde genommen egal wäre, dass er aus dem ND zitiert, wenn er nicht seinerseits nichtkatalanische Spanier (und Norben) für grundsätzlich ideologisch motiviert und somit indiskutabel erklärte, oder Historiker versuchte als solche zu diskreditieren, indem er sie in Anführungszeichen setzt und macht aus meiner Kritik daran eine links-rechts-Debatte („oder ist das zu links?“)).

Der katalanische Separatismus ist ein relativ junges Phänomen, das seine Wurzeln im 19. Jhdt. hat, sich aber natürlich eine längere Tradition zu geben versucht. Selbst Isidors Historia Gothorum wird teilweise als Beleg für die lange Tradition des katalanischen Unabhängigkeitsstrebens herangezogen. Man hat seit dem 19. Jhdt. verschiedene Ereignisse der katalanischen Historie in diesem Sinne rekontextualisiert. U.a. die Ereignisse 1640 (die katalanische Hymne basiert auf Volksliedern, die damals gesungen wurden, im 19. Jhdt. in verschiedenen Varianten existierten, der Text stammt aber von 1899 und ist eine entkontextualisierende Fassung zu den konkreten Ereignissen von 1640). In diesem Zusammenhang wird auch gerne der spanische Erbfolgekrieg als angeblicher Beleg für das katalanische Unabhängigkeitsstreben herangezogen.

Was war passiert? Karl II. (von Habsburg) vererbte das Reich unter Einfluss seiner Mutter und jungfräulichen Ehefrau an seinen bourbonischen anstatt an seinen habsburgischen Cousin. Damit hatten die Habsburger ein Problem, aber auch Portugiesen, Engländer und Niederländer fürchteten eine europäische Supermacht, welche halb Europa territorial beherrschte (Spanien, Frankreich und große Teile Italiens), und sagen wir mal so... Louis XIV. ist nicht gerade als friedlich und zurückhaltend bekannt....
Zunächst zog also Phillip V., ein Enkel Louis‘ unangefochten in Spanien ein. Aber dann kamen eben die Habsburger und ihre Verbündeten, nach anfänglichen Misserfolgen eroberten sie Valencia und von dort aus Barcelona. JETZT fiel den Katalanen ein, dass sie die Franzosen eigentlich nicht leiden könnten und stellten sich gegen den französischen Spanischen König und riefen den Österreicher zum Spanischen König aus. Es ging also 1705-14 nicht um Separation, sondern um Parteinahme für einen Thronprätendenten. Das, behauptet Stilicho ohne eigene Argumentation, sei falsch und ich solle das richtig stellen. Nur... ich habe da nix richtig zu stellen.
 
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